Informationswäsche (IL, engl. Information Laundering) ist ein Strategem, das von Akteuren mit feindlichen Absichten bei Kampagnen zur Informationsbeeinflussung eingesetzt wird. Die Bezeichnung leitet sich vom Begriff der Geldwäsche ab und weitet die Metapher auf Nachrichten aus. Das bedeutet, ein Netzwerk von Vermittlern legitimiert falsche oder trügerische Informationen. Dafür wird schrittweise eine Reihe an Methoden eingesetzt, um die Informationen zu verdrehen und die ursprüngliche Quelle zu verschleiern. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf Informationswäsche, die von kremlfreundlichen oder offiziellen Akteuren des Kreml ausgeht. Im Zuge aggressiver Kampagnen zur Informationsbeeinflussung sollen die eigenen Interessen in Deutschland vorangebracht werden.

Methodik

Unsere Untersuchung erfolgte mithilfe einer Fallstudienanalyse. Erforscht wurden Vorgänge der Informationswäsche, die deutsche Nachrichten ins Ziel nehmen oder von deutschen Akteuren ausgeführt werden. Fünf Desinformationsfälle aus der Datenbank EUvsDisinfo zu den Themen COVID-19, EU-Sanktionen gegen Russland, Nord Stream 2 sowie die Vergiftung von Alexei Nawalny bildeten die Grundlage unserer Untersuchung. Eine Stichwortsuche lieferte diese Fälle betreffende Artikel. Über manuelle erweiterte Stichwortsuche gestützt durch eine Mischung aus Open-Source-Identifizierungs-Tools zur optimalen Datennutzung, z. B. InVID Multimodal, WayBack Machine, BuzzSumo, konnten 97 Artikel zusammengetragen werden. Es folgte die chronologische Aufarbeitung der einzelnen Desinformationsfälle nach Veröffentlichungsdatum. Grundlage war hierbei der theoretische Rahmen des NATO Strategic Communications Centre of Excellence zur Analyse von Informationswäsche (auf den Folgeseiten erklärt). Dieser Bericht umreißt die Analyse mithilfe der theoretischen Konstruktion von Informationswäsche, abgeleitet von der theoretischen Konstruktion der schwedischen Behörde für Zivilschutz und Bereitschaft 2018 . Die Untersuchung erfolgte für jeden Fall in drei Sprachen: a) in der Landessprache, d. h. Deutsch; b) in Russisch und c) in Englisch. Die Auswahl der Fallstudien erfolgte anhand der folgenden Kriterien: a) offizielle (aus- oder inländische) Kreml-Medien waren beteiligt; b) Einsatz verschiedener Methoden, gleichzeitig oder in schneller Abfolge, um die ursprünglichen Informationen schrittweise zu verdrehen und zu verbreiten; c) es war ein Netzwerk verschiedener Arten von Akteuren am Vorgang beteiligt.

Die Hauptakteure

Die zentralen Akteure sind offizielle Medien des Kreml und russisch- oder deutschsprachige Vertreterkonten. Diese nehmen an IL-Vorgängen teil, um die Ausweitung des Kreml-Einflusses in Deutschland zu ermöglichen.

Folgende inländischer Akteure, welche die Verbreitung von Informationswäsche durch den Kreml in Deutschland ermöglichen, wurden bestimmt:

  • Internationale Akteure, die in mehreren Sprachen veröffentlichen, hauptsächlich Englisch und Russisch, aber auch deutschsprachige Plattformen betreiben, z. B.: SOTT, News Front, Shafaqna.
  • Deutsche Ausgaben offizieller Medien des Kreml, z. B. RT und Sputnik.
  • Zentrale Vertreterplattformen: Der Wordpress-Blog „Coop Anti-War Café Berlin“ und Press24.net teilten beide Inhalte von Sputnik Germany und RT Deutsch sowie der Plattform Telepolis.
  • Deutsche Akteure, die üblicherweise bei IL-Vorgängen erwähnt werden oder auf die verwiesen wird, um die Informationen glaubwürdig erscheinen zu lassen: Der Historiker Alexander Rahr, der auch leitender Berater zu Russland für Wintershall Holding (2012-2015) und Gazprom (seit 2015) war, Waldemar Herdt von der AfD sowie der Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums Matthias Platzeck.
  • Berichte aus dem Tagesspiegel wurden von kremlfreundlichen und offiziellen Medien des Kreml als Quelle für Informationswäsche verwendet. Das macht den Tagesspiegel nicht zu einem aktiven Teil der Informationswäsche – kremlfreundliche Medien und solche des Kreml nehmen die zutreffenden Berichte über Nachrichtenereignisse des angesehenen deutschen Nachrichtenmagazins und verdrehen sie mithilfe von IL-Methoden.
  • Eine Stichwortsuche zu Informationswäsche hat von Akteuren veröffentlichte Berichte gefunden, die aufgrund der Chronologie und der unterstützten Narrative irgendwie mit dem IL-Prozess zusammenhängen könnten. Es konnten jedoch keine ILMethoden klar erkannt werden. Somit sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Teilnahme an deutscher Informationswäsche zu bestätigen. Ein Beispiel ist der Junge Welt-Journalist Florian Rötzer im Blog Telepolis.